Schon wieder ein Brief von meinem
Bürgermeister: ich soll ihn wählen.
Er kriegt meine "Stimme" nicht, und der
in seinem Schatten lauert: auch nicht.
Was ich will, ist ein Brief von dir, einen Anruf
einen Wink, dass du lebst, es dir gut geht
oder schlecht. Manchmal, auf der Straße, von
hinten gesehen, bis die Täuschung auffliegt
denke ich: das bist du. Aber du
bist es nicht, und wo ich auch hinsehe:
es ist leichter zu erfahren, was
mein Bürgermeister tut. Fotografen
verspüren eine gewisse Aufregung, wenn sie
ihn sehen. Dann sitzt er einen Tag später
bei einem Rock'n-Roll-Konzert
neben seiner Tochter: in der Zeitung.
Sie tun alles, ihn nicht vergessen zu machen
obwohl ich ihn noch nie gesehen habe.
Vielleicht haben wir uns zu oft gesehen
jedenfalls kann ich dich nicht vergessen.
Es hat nichts zu bedeuten, das Wohnen
in derselben Stadt. Du änderst
deine Gewohnheiten ein wenig, bist
verschwunden hier und woanders angekommen.
Weil ich meinen Bürgermeister nicht sehe
berichten sie immerzu, dass er noch da ist.
Wo bist du? Gib eine Nachricht!
Ich hasse meinen Bürgermeister nicht
er ist eben der Bürgermeister, und
ich liebe dich. Will es dir zeigen
mit meiner Stimme, meinem Schweigen.