Die Gedichte sind alle nichts geworden, schrieb er
und zog das Fotoalbum aus dem Koffer.
Vielleicht das eine oder andere, aber was
ist aus dir geworden nach dem Lesen?
Ging ein Licht an, standen die Dinge nun
im Licht, wo sie weitermachten?
Wozu dann ein Licht auf sie, dachte er
und schrieb es nicht.
Die Fotos in meiner Hand haben Recht, auch
wenn du auf ihnen bist, obwohl du es nicht wolltest.
Im Gegensatz zu Gedichten sind sie praktisch,
druck 'ne Million und kleb' das Land voll.
Herum streunen die Augen der Fotografen, wer
fällt, gibt eine gute Figur ab, wir leben
inmitten der Ästhetik des Sturzes (entschuldige
bitte), schrieb er
und wusste, er wollte sie nicht sehen, diese
Schritte einfach nicht hören, aber da war sie schon
aus dem Zimmer, wie gar nicht dagewesen.
Überleg' dir gut, ob du es ertragen wirst, die Frau,
die du willst, am Abend sagen zu hören:
Was besonderes heute? Manchmal denke ich,
die Rasierklinge unter dem Spiegel ist zwischen
ihr und mir. Verstehst du das?
Ich hasse Fotos! Ihnen zu glauben
war nie so schwer, wie aus diesem Hotelzimmer
zu schauen, auf ein anderes Hotelzimmer,
an Gedichten zu zweifeln
und neben jemandem zu leben ...
maßlos.
Noch ein Licht?
(c) Bodo Morshäuser
zuerst erschienen in "Alle Tage", 1979